Die Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik schließt mit wichtigen Prüfungen ab: einer Zwischenprüfung zur Halbzeit der Ausbildung und der finalen Fachkraft für Lagerlogistik Abschlussprüfung am Ende. Eine gründliche Prüfungsvorbereitung Fachkraft für Lagerlogistik ist entscheidend, um beide Prüfungen erfolgreich zu meistern.
Im Folgenden werden Aufbau und Inhalte dieser Prüfungen erklärt, wichtige Lernbereiche hervorgehoben und praktische Vorbereitungstipps gegeben. Zum Abschluss findest du außerdem vier typische Prüfungsfragen inklusive Antworten.
Struktur und Inhalte der Fachkraft für Lagerlogistik Zwischenprüfung
Die Zwischenprüfung findet etwa zur Mitte der dreijährigen Ausbildung (gegen Ende des 2. Ausbildungsjahres) statt. Sie ist verpflichtend und dient vor allem dazu, den Lernfortschritt festzustellen – das Ergebnis fließt jedoch nicht in die Abschlussnote ein. In der Regel besteht die Zwischenprüfung aus einem schriftlichen Prüfungsteil mit einer Dauer von 90 Minuten. Darin müssen ca. 40–50 Aufgaben bearbeitet werden, welche praxisnahe Situationen aus dem Lagerlogistik-Alltag abdecken. Typische Themengebiete der Zwischenprüfung sind unter anderem:
- Lagerungsprozesse: Annahme von Gütern (Warenannahme) und sachgerechte Lagerung der Güter.
- Arbeitsorganisatorische Abläufe: Arbeitsorganisation und Kommunikation bei Warenannahme und Lagerung, inklusive qualitätssichernder Maßnahmen im Lagerprozess.
- Funktion und Einsatz von Arbeitsmitteln: Umgang mit Lagertechnik und Fördermitteln bei Annahme und Lagerung (z.B. Gabelstapler, Hubwagen).
- Wirtschafts- und Sozialkunde (WiSo): Grundlagen der Berufsbildung, Arbeitsrecht und Tarifrecht, Aufbau des Ausbildungsbetriebs sowie Umwelt-, Gesundheits- und Arbeitsschutz.
Praktische Aufgabe
Teilweise wird in der Zwischenprüfung auch eine praktische Aufgabe integriert oder simuliert. So könnte z.B. das Entladen und Kontrollieren einer Lieferung oder das Einlagern von Waren als Szenario beschrieben werden, zu dem der Prüfling schriftlich die einzelnen Arbeitsschritte und Maßnahmen darstellen muss. Wichtig ist dabei immer, auf Sicherheit und Sorgfalt zu achten – etwa die Funktionsfähigkeit von Arbeitsmitteln zu prüfen und Regeln des Arbeitsschutzes einzuhalten.
Ablauf und Anforderungen der Fachkraft für Lagerlogistik Abschlussprüfung
Die Abschlussprüfung Fachkraft für Lagerlogistik erfolgt am Ende der Ausbildung (typisch im Frühsommer für reguläre Ausbildungen oder im Winter bei verkürzter Ausbildungszeit). Sie besteht aus mehreren Prüfungsteilen, die sich über mehrere Tage verteilen können:
Schriftliche Prüfungen:
Diese gliedern sich in drei Prüfungsbereiche.
Der größte Bereich heißt „Prozesse der Lagerlogistik“ und dauert meist 180 Minuten. Hier bearbeiten die Prüflinge komplexe Aufgaben rund um Lagerprozesse – von der Warenannahme über Lagerung und Kommissionierung bis zum Versand.
Der zweite Bereich „Rationeller und qualitätssichernder Güterumschlag“ dauert etwa 90 Minuten und umfasst praxisbezogene Aufgaben zu Themen wie Einsatz von Arbeitsmitteln, Dokumentation des Warenumschlags, Lagerorganisation und innerbetriebliche Transportabläufe.
Der dritte Bereich ist Wirtschafts- und Sozialkunde (WiSo) mit ca. 60 Minuten Bearbeitungszeit, in dem allgemeine wirtschaftliche und gesellschaftliche Grundlagen der Arbeitswelt geprüft werden (z.B. Rechte und Pflichten aus dem Ausbildungsvertrag, Arbeitsschutzgesetze, Sozialversicherung).
Praktische Prüfung (Arbeitsaufgaben):
Im praktischen Teil müssen zwei Arbeitsaufgaben aus dem Lagerbereich ausgeführt werden. Diese Aufgaben finden in einem praxisnahen Umfeld statt (z.B. im Ausbildungsbetrieb oder IHK-Prüfungszentrum) und können zusammen bis zu 5 Stunden dauern.
Typische praktische Prüfungsaufgaben sind z.B. Warenannahme mit Wareneingangskontrolle, Kommissionierung eines Auftrags oder Versandbereitstellung inklusive Ladungssicherung.
Die Aufgaben decken unterschiedliche Bereiche ab – beispielsweise könnte eine Aufgabe Wareneingang und Einlagerung betreffen, die andere Warenausgang und Versand.
Das Fachgespräch
Während oder im Anschluss an die Durchführung findet ein ca. 15-minütiges Fachgespräch statt, in dem der Prüfer vertiefende Fragen zu den durchgeführten Aufgaben stellt (z.B. Begründung von Vorgehensweisen, benutzte Hilfsmittel, Sicherheitsvorschriften). Der praktische Teil (inklusive Fachgespräch) macht die restlichen ~50% der Prüfungsleistung aus.
Wann habe ich die Prüfung bestanden?
Um die Abschlussprüfung zu bestehen, muss in allen Teilbereichen mindestens ausreichende Leistung erbracht werden. Das heißt, sowohl in der Gesamtnote der schriftlichen Prüfungen als auch im praktischen Teil darf kein „mangelhaft“ oder „ungenügend“ übrig bleiben.
Fällt ein Prüfling in einem Bereich komplett durch, gilt die gesamte Prüfung als nicht bestanden. In bestimmten Fällen ist aber eine mündliche Ergänzungsprüfung möglich, falls z.B. nur ein schriftlicher Teil knapp mangelhaft war – dies kann das Ergebnis noch retten. Die genauen Bestehensregeln sind in der Prüfungsordnung festgelegt. Bei Erfolg erhalten die neuen Fachkräfte für Lagerlogistik ein IHK-Prüfungszeugnis.
Wichtige Themenbereiche, auf die man sich vorbereiten sollte
Die Prüfungen decken alle wesentlichen Aspekte des Lager- und Logistikalltags ab. Im Rahmen der Prüfungsvorbereitung Fachkraft für Lagerlogistik sollten Auszubildende daher insbesondere folgende Themenbereiche gründlich lernen:
Warenannahme und Wareneingangskontrolle:
Vom Entladen der Lieferung über das Prüfen von Lieferpapieren (Lieferschein/Bestellunterlagen) bis zur Qualitäts- und Mengenkontrolle der Waren. Dazu gehört auch das Vorgehen bei Abweichungen (Beschädigungen, Falschlieferungen) und die Dokumentation im Warenwirtschaftssystem.
Lagerung, Lagerorganisation und Inventur:
Verschiedene Lagersysteme und -arten (Regallager, Blocklager, etc.), Einlagerungsstrategien (z.B. FIFO-Prinzip „First In – First Out“), Kennzeichnung von Lagerplätzen und Waren. Auch Inventurverfahren (Stichtagsinventur, permanente Inventur) und wichtige Lagerkennzahlen (Mindestbestand, Meldebestand, Höchstbestand) sollten beherrscht werden. Auszubildende sollten z.B. wissen, wie der Meldebestand berechnet wird und warum ein Sicherheitsbestand wichtig ist.
Kommissionierung, Verpackung und Versand:
Ablauf der Kommissionierung (Zusammenstellen von Kundenaufträgen) einschließlich verschiedener Kommissioniermethoden (Mann-zur-Ware vs. Ware-zum-Mann, einstufig/mehrstufig etc.). Kenntnisse über geeignete Verpackungen und Verpackungsmaterialien, korrektes Verpacken und Kennzeichnen von Sendungen sowie die Vorbereitung für den Versand (Erstellen von Versandpapieren, Zollformularen falls nötig). Ein zentrales Thema ist die Ladungssicherung: Prüflinge sollten wissen, wie Waren auf Paletten oder in Containern gesichert werden (z.B. mit Zurrgurten, Antirutschmatten, Stretchfolie) und welche Vorschriften dabei gelten, um Unfälle zu vermeiden.
Einsatz von Arbeitsmitteln und innerbetrieblicher Transport:
Umgang mit technischen Hilfsmitteln im Lager, insbesondere Flurförderzeuge wie Gabelstapler, Schubmaststapler, Ameise/Hubwagen. Dazu gehört das Verständnis von Belastungsgrenzen, Lastschwerpunkt und Standsicherheit eines Staplers. Ebenso wichtig sind Themen wie Wartung und tägliche Sicherheitsprüfung von Geräten, sowie organisatorische Abläufe beim innerbetrieblichen Transport (z.B. Fahrwege, Verkehrsregeln im Lager).
Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Umweltschutz:
Relevante Sicherheitsvorschriften im Lager (Tragen von PSA/Schutzkleidung, Verhalten in Gefahrensituationen, Brandschutz, Erste Hilfe). Kenntnis von Gefahrenstoffen und deren Lagerung (Gefahrgutkennzeichen) kann ebenfalls gefragt sein. Umweltschutzaspekte wie Entsorgung von Verpackungsmaterial, Recycling und Vermeidung von Abfällen gehören ebenso zum Prüfungsstoff.
Wirtschafts- und Sozialkunde:
Hier sollten grundlegende Kenntnisse vorhanden sein über Rechte und Pflichten aus dem Ausbildungsvertrag (Berufsbildungsgesetz), Arbeitszeiten und Urlaub, Lohnabrechnung, sowie die Aufgaben von Gewerkschaften und Betriebsräten. Auch wirtschaftliche Grundbegriffe (z.B. Angebot und Nachfrage, Versicherungen, Steuern) und das Sozialsystem (Krankenversicherung, Rentenversicherung etc.) können abgefragt werden.
Alle genannten Themenbereiche werden in der Berufsschule behandelt, doch es ist wichtig, sie vor der Prüfung noch einmal eigenständig durchzugehen. Häufig beinhalten Prüfungsaufgaben auch Berechnungen – etwa Flächen- und Gewichtsberechnungen für die Lagerplanung oder Kalkulationen von Lagerkennziffern. Deshalb sollte man auch den Umgang mit dem Taschenrechner und das Berechnen einfacher Formeln (z.B. Lagerumschlagshäufigkeit, Meldebestand-Formel) üben.
Typische Prüfungsfragen und Antworten
Zum Abschluss folgen vier typische Prüfungsfragen aus dem Bereich Lagerlogistik – jeweils mit kurzen Antworten, wie sie in der Prüfung von einem Prüfling erwartet würden:
Frage 1: Nennen Sie die typischen Schritte, die beim Wareneingang (Warenannahme) durchzuführen sind.
Antwort: Zunächst wird die Lieferung entgegengenommen und entladen. Dann erfolgt der Abgleich der Lieferpapiere (Lieferschein, Bestellung) mit der gelieferten Ware. Anschließend prüft man die Menge und den Zustand der Ware auf Vollständigkeit und eventuelle Schäden. Bei Abweichungen oder Beschädigungen wird ein Vermerk gemacht bzw. eine Mängelmeldung erstellt. Abschließend werden die Artikel im Warenwirtschaftssystem erfasst und sachgerecht eingelagert.
Frage 2: Was versteht man unter Kommissionierung?
Antwort: Unter Kommissionierung versteht man das Zusammenstellen von Waren auf Basis eines Kundenauftrags. Das heißt, aus dem Lager werden die einzelnen benötigten Artikel entnommen (gepickt) und zu einer Lieferung zusammengestellt. Dieser Prozess folgt einem vorgegebenen Auftrag und kann je nach System manuell mit Picklisten oder digital mit Barcode-Scannern durchgeführt werden. Ziel ist es, die richtigen Artikel in der korrekten Menge für den Versand bereitzustellen.
Frage 3: Wie lautet die Formel für den Meldebestand und wofür wird dieser Wert benötigt?
Antwort: Der Meldebestand wird berechnet als (durchschnittlicher Tagesverbrauch × Lieferzeit in Tagen) + Sicherheitsbestand. Er gibt den Lagerbestand an, bei dessen Erreichen eine Nachbestellung ausgelöst werden muss. Der Meldebestand stellt sicher, dass genug Ware auf Lager ist, um die Zeit bis zum Eintreffen der Nachlieferung zu überbrücken, ohne den Mindestbestand (Sicherheitsbestand) angreifen zu müssen.
Frage 4: Welche Voraussetzungen muss eine Person erfüllen, um einen Gabelstapler im Betrieb fahren zu dürfen?
Antwort: Um einen Gabelstapler führen zu dürfen, muss man mindestens 18 Jahre alt sein (Ausnahmen für Auszubildende ab 16 unter Aufsicht sind möglich) und eine ausreichende Ausbildung bzw. Unterweisung nach DGUV Vorschrift 68 vorweisen – in der Praxis also den Staplerschein (Flurförderzeugführerschein) erfolgreich erworben haben. Zudem ist eine schriftliche Beauftragung durch den Arbeitgeber erforderlich. Die Person muss im Umgang mit dem Stapler unterwiesen sein (jährliche Sicherheitsunterweisung) und körperlich sowie geistig geeignet, um das Fahrzeug sicher zu bedienen.
Karrierechancen als Fachkraft für Lagerlogistik
Nach erfolgreich bestandener Abschlussprüfung eröffnen sich dir als Fachkraft für Lagerlogistik vielfältige berufliche Perspektiven – sowohl im Handel als auch in der Industrie, bei Logistikdienstleistern oder in Speditionen. Mit zunehmender Berufserfahrung kannst du verantwortungsvollere Aufgaben übernehmen, z. B. in der Lagerleitung, im Wareneingang oder in der Versandkoordination. Ein wichtiger Qualifikationsbaustein ist der Staplerschein, der in vielen Betrieben Voraussetzung für das Bedienen von Flurförderzeugen ist.
Wer sich langfristig weiterentwickeln möchte, kann außerdem eine Aufstiegsfortbildung absolvieren – etwa zum geprüften Logistikmeister (IHK). Diese Weiterbildung eröffnet Führungspositionen und ermöglicht sogar die Selbstständigkeit im Logistikbereich. Alles Wichtige zur Prüfung und zur Vorbereitung findest du in unserem Beitrag zur Logistikmeister Prüfung.